Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Kattenhochstatt
Bevor Ende des 19. Jahrhunderts auch in den kleinsten bayerischen Dörfern Freiwillige Feuerwehren entstanden, hatte es dort zumeist bereits Pflichtfeuerwehren gegeben. Auch Kattenhochstatt, das damals etwas mehr als 200 Einwohner zählte, hatte zumindest in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Pflichtfeuerwehr. Als Kommandant ist der „Söldner" Andreas Näpfel überliefert, also ein Mann, der stellvertretend für einen anderen den Heeresdienst abgeleistet hatte. Aus der Zeit der alten Pflichtfeuerwehr sind vier Brandeinsätze in Kattenhochstatt überliefert: 1866 brannte die Scheune des Lehnerbauern (heute Dunz), 1871 kam es zu einem Haus- und Scheunenbrand, wobei der Name des Brandleiders nicht überliefert ist, 1881 bzw. 1892 brannten die Scheunen bei Hüftlein (heute Kamm) und bei Gempel auf dem Metzenhof. Durchschnittlich war damals also alle zehn Jahre ein ernsterer Brand zu beklagen.
Bis ins Jahr 1870 bekämpfte die Pflichtfeuerwehr die Brände in der damals üblichen Weise mit Eimern, Feuerhaken und kleinen Handpumpen. Man besaß zwar auch schon eine richtige Feuerspritze, die man sich jedoch aus Sparsamkeitsgründen mit der größeren Nachbargemeinde Trommetsheim teilte. Im Jahre 1870 beschloss der Gemeinderat die Anschaffung einer Feuerwehrspritze der „Feuerlöschmaschinenfabrik und Glockengießerei Johann Hermann" aus Memmingen. Sie erforderte sechs bis acht Mann Bedienung und lieferte pro Minute 180 Liter Wasser. Ihre Reichweite betrug in der Weite 100 und in der Höhe 80 Fuß, also etwa 35 bzw. 25 Meter. Sie kostete je nach Ausrüstung zwischen 300 und 400 Gulden. Mit dieser Anschaffung war man in Kattenhochstatt für die nächsten Jahrzehnte technisch gerüstet.
Gegen Ende des Jahrhunderts kam es dann, wie in anderen Gemeinden, auch in Kattenhochstatt zur grundsätzlichen Umstrukturierung der Feuerwehrorganisation. Am 2. Januar 1897 wurde die FFW Kattenhochstatt offiziell beim Bezirksfeuerwehrverband Weißenburg registriert, und der Pfarrer konnte nun zufrieden schreiben: „Zur Zeit ist der Eifer, was Tüchtiges zu lernen, bei vielen Mitgliedern groß, aber er wird, wie anderswo nachlassen." Der Kattenhochstatter Pfarrherr war augenscheinlich ein rechter Realist.
Immerhin brachte man es sofort auf 22 Mitglieder, später sogar auf 25 und mehr. Diese für das kleine Dorf recht stolze Zahl schaffte man nur, weil man nicht nur Hofbesitzer und Bauernsöhne einreihte, sondern auch Knechte. Sie mussten allerdings als Soldaten gedient haben. Schon diese Tatsache zeigt den durchaus militärischen Charakter der damaligen Feuerwehren, in denen Disziplin und gemeinschaftliches Handeln oberstes Gebot waren. Entsprechend war der erste und langjährige Kommandant der FFW, der Maurer Georg Näpfel, ein gedienter Unteroffizier. Er war der Sohn des Kommandanten der ehemaligen Pflichtfeuerwehr, Andreas Näpfel. 28 Jahre, bis 1924, blieb Georg Näpfel Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kattenhochstatt - ein Rekord, den keiner seiner Nachfolger erreichen sollte.
 

Kommandant

Georg Näpfel geb.7.11.1867 Kommandant von 1897-1924

 

Feuerwehr  1910

Er prägte damit die Feuerwehr des Dorfes in entscheidender Weise. Zuerst als langjähriger Kommandant und später auch noch als Vorstand des Feuerwehrvereins, den man ebenfalls 1896 als organisatorische Basis der Freiwilligen Feuerwehr gegründet hatte.
Eine zentrale Funktion des Feuerwehrvereins war unter anderem, den sehr bescheidenen „Etat" der damaligen Feuerwehr durch die Veranstaltung von Festen und Konzerten aufzubessern. Sein erster Vorstand war Adam Katheder, der die Geschicke des Vereins bis 1912 leitete. Nach ihm übernahm für zehn Jahre der Lehrer Karl Gruber die Vorstandschaft. In Näpfels lange Ära fielen zahlreiche Veränderungen und Verbesserungen des Feuerwehrstandards. So schaffte man zum Preis von 1500 Mark eine neue, leistungsfähigere Feuerspritze an. Eine erhalten gebliebene Inventarliste aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gibt einen Einblick in die Ausrüstung einer damaligen kleinen Dorffeuerwehr.
Inventarliste der FFW Kattenhochstatt (um 1910-14):
Eine Feuerspritze (1542.86 Mark), zwei Feuerleitern, zwei Feuerhaken, eine Bürste, eine Schubleiter, eine Feuerleiter, ein Reparaturkasten, vier Schläuche, sechs Schlauchknöpfe, eine Schlauchhaspel, ein Steigerbaum: Gesamtwert 2011.31 Mark.
Im Jahr 1907 wurde die bis dahin vom Verein selbständig verwaltete Feuerwehrkasse in die allgemeine Gemeindekasse überführt, da „die Gemeinde alle Bedürfnisse der hiesigen Feuerwehr" bestreite. Spätestens von diesem Zeitpunkt an finanzierte die Gemeinde alle Ausgaben der Freiwilligen Feuerwehr. Der Feuerwehrverein selbst wurde in dieser Zeit zu einer der wichtigsten kulturellen Institutionen im Dorfleben, nicht zuletzt dank der äußerst beliebten Feuerwehrbälle, für die man l Mark „Tanzgeld" für Nichtmitglieder erhob.
Zu größeren Bränden kam es in den ersten Jahren der neuen Freiwilligen Feuerwehr glücklicherweise kaum. Neben einigen geringfügigen Einsätzen forderte nur im Jahr 1912 ein großer Haus und Scheunenbrand in der Nachbargemeinde Holzingen die Einsatzbereitschaft der FFW.
1924 endete die lange Ära des Kommandanten Georg Näpfel. Sein Nachfolger wurde Georg Promm. Er blieb bis 1934 Kommandant.
 

Kommandant

Georg Promm geb.18.11.1893 Kommandant von 1924-1934


In seine Amtszeit fiel unter anderem im Jahr 1932 die Umwandlung des am Ortsrand gelegenen Brechhausweihers zum Feuerlöschteich. Im gleichen Jahr trat Georg Näpfel als Vereinsvorstand zurück, und übergab das Amt in die Hände von Karl Kirchdorfer. Damit war die erste „Ära Näpfel" endgültig abgeschlossen und die „zweite" konnte beginnen. Drei Generationen der Familie Näpfel, Großvater, Vater und Sohn, dienten der Feuerwehr als Kommandanten.
 

Kommandant

Hans Näpfel geb. 23.2.1898 Kommandant von 1934-1955

Schon drei Jahre nach dem Amtsantritt von Hans Näpfel, im Jahr 1937, mussten sich der neue Kommandant und seine Mannschaft bewähren, und zwar gleich zweimal: zunächst brannte es in der Nachbargemeinde Holzingen bei Kronauer, dann traf es Kattenhochstatt selbst. Am 23. August 1937 schlug während eines heftigen Gewitters ein Blitz in die Scheune des Anwesens Pfahler. Der Kattenhochstatter Feuerwehr, die den Brand mit ihrer Handspritze bekämpfen musste, kam die FFW Weißenburg mit einer Motorspritze zu Hilfe. Die Scheune samt der Ernte und den landwirtschaftlichen Geräten brannte nieder; das Wohnhaus und die angrenzenden Stallgebäude konnten, wie es im Zeitungsbericht heißt, dank der „angestrengten Tätigkeit der Feuerwehren" gerettet werden.
Möglicherweise war es dieser Großbrand, der den Anstoß zu einer weiteren wichtigen Feuerverhütenden Maßnahme gab. Ein Jahr später, im Jahr 1938, errichtete man in Kattenhochstatt, das keinen zentralen Dorfteich besaß, in der Dorfmitte ein Feuerlöschbassin.
Diese Maßnahme wirkt wie eine Vorahnung auf die berüchtigten „Tausend Jahre", in der die meisten Kattenhochstatter Feuerwehrmänner mehr brennende Dörfer und Städte zu sehen bekamen, als ihnen lieb war. Einige von ihnen kamen nicht mehr zurück. Kattenhochstatt selbst blieb in der Zeit des 2. Weltkriegs von Bränden verschont. Der Feuerwehrdienst wurde, wie damals üblich, zum Teil von Jugendlichen und älteren Männern versehen.
Aber noch im Jahr 1945 musste die FFW zweimal zur Hilfeleistung in die Nachbargemeinden Trommetsheim und Alesheim eilen. In Trommetsheim brannte es im August bei Lehmeier und in Alesheim stand das Wirtshaus Conrad in Flammen.
Dann begann eine ruhige Zeit für die Feuerwehr Kattenhochstatt - und damit das Beste, was sich eine Feuerwehr wünschen kann. Die alte Feuerspritze wurde nun durch eine aus ehemaligen Heeresbeständen beschaffte und auf einen Handwagen montierte Motorpumpe abgelöst. Sie musste glücklicherweise nur bei Übungen zum Einsatz kommen.
1955 konnte der damalige Landrat Dr. Fritz Staudinger vier Feuerwehrmänner für eine 40jährige und vier weitere für eine 25jährige Dienstzeit ehren. Im gleichen Jahr ging dann auch die zweite „Ära Näpfel" zu Ende. An Stelle von Hans Näpfel übernahm nun der Schmiedemeister Fritz Meister das Kommandantenamt, das er 12 Jahre innehatte.
 

Kommandant

Friedrich Meister geb. 10.6.1917 Kommandant von 1955-1967

Zu Ostern 1962 erhielt die FFW ein besonderes Ostergeschenk für 7000.- DM: ihre erste reguläre Motorspritze, eine Magirus TSL 708 mit luftgekühltem 34-PS-Motor, dem Original-„Käfer"-Motor. 1966 löste sich nach dem Rücktritt seines letzten Vorsitzenden, Oskar Weisel, der Feuerwehrverein auf, „weil niemand mehr im Verein ein Amt übernehmen wollte". Das Vereinsleben Kattenhochstatts und die damit verbundene dörfliche Identität gingen nun an andere Vereine über. 1967 gab Fritz Meister das Kommandantenamt an Ernst Hupfauf weiter.  

Kommandant

Ernst Hupfauf geb.18.2.1945 Kommandant von 1967-1983

1976 konnten neun Wehrmänner für 25- und 40jährige Dienstzeit geehrt werden. 1977 erfolgte durch den Eintritt von acht Jungmännern eine umfassende „Verjüngung" der Freiwilligen Feuerwehr. Auch ihre Schlagkraft wurde durch die Anschaffung von drei neuen C-Strahlrohren und einem zusätzlichen B-Strahlrohr erhöht. 1980 wurde auch das Spritzenhaus renoviert.
All diese Aktivitäten und Verbesserungen mussten sich dann am 26. August 1982 bei einem unerwarteten und äußerst dramatischen Einsatz bewähren. Ausgelöst durch Lötarbeiten entstand am Spätnachmittag dieses Tages im Anwesen von Karl Steiner ein Brand, der sich in kürzester Zeit zum Großfeuer auswuchs. Es war der größte Brand in Kattenhochstatts. Neben der Weißenburger Freiw. Feuerwehr waren nahezu alle Wehren des Altmühltales und der Nachbargemeinden im Einsatz. Die Flammen schlugen teilweise bis zu 40 m hoch und „es schien, als ob ganz Kattenhochstatt ein Flammenmeer wäre", so die Beschreibung des Reporters des „Weißenburger Tagblatts". Trotz des Großeinsatzes brannten Stall und Scheune völlig aus. Der Schaden belief sich auf eine Million DM. Das Wohnhaus und das gefährlich nahe angrenzende Nachbaranwesen konnten dagegen nach dreistündigem Einsatz gerettet werden.
Neben der Feuerwehr zeigte sich damals auch die Dorfgemeinschaft von ihrer besten Seite. Die rührige Nachbarschaftshilfe, der es zu verdanken war, dass sämtliches Vieh gerettet und auf andere Anwesen verteilt werden konnte. Erwähnenswert ist vielleicht auch noch, dass die Freiwillige Feuerwehr damals zum letzten Mal mit Glockenläuten zum Brandeinsatz gerufen wurde. Seit 1984/85 heult, weniger melodiös, dafür aber eindringlicher, die Feuersirene.
Zum Jahresende 1982 wurde die FFW noch ein weiteres Mal zum Einsatz gerufen: diesmal in die Nachbargemeinde Trommetsheim, wo am Weihnachtstag ein Wohnhausbrand bekämpft werden musste.
1983 legte dann Ernst Hupfauf schließlich nach immerhin 16jähriger Tätigkeit das Kommandantenamt nieder. Seither bekleidet Karl Maurer das Amt des Kommandanten.

 

Kommandant

Karl Maurer geb.26.9.1955 Kommandant ab 1983

Feuerwehrhaus seit 1997


Unter seinem Befehl wurden bisher vier Einsätze in Nachbargemeinden geleistet: 1988 und 1989 jeweils ein Scheunenbrand in Emetzheim, 1995 ein Wohnhausbrand in der gleichen Gemeinde und im Winter 1996 ein Scheunen- und Stallbrand in Holzingen. Bei letzterem erschwerten Schnee und Glatteis die Anfahrt und die Löscharbeiten erheblich.
Im Januar 1984 kam es dann zu einer weiteren erfreulichen Belebung des Feuerwehrwesens: der Feuerwehrverein, der sich 18 Jahre vorher mangels Interesse aufgelöst hatte, wurde wieder gegründet, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Freiwillige Feuerwehr wieder stärker im dörflichen Leben zu verankern und zu einer Sache für alle Ortsbewohner zu machen. Sein erster Vorstand war Wilhelm Meyer, der bis 1995 amtierte. Seither hat das Amt der Kommandant, Karl Maurer, inne. Im Mai 1985 schafften zwei Gruppen der FFW das Leistungsabzeichen in Silber, zehn Jahre später, 1995, schlossen ebenfalls zwei Gruppen die Leistungsprüfung mit Gold/Rot ab.
Aber nicht nur der Ausbildungsstand, auch die technische Ausrüstung hat sich im letzten Jahr erfreulich verbessert. Die inzwischen recht betagte Motorspritze von 1962 konnte dank der Großzügigkeit der Stadt Weißenburg Ende 1996 von einer modernen TS8 (Marke Ziegler) abgelöst werden - sozusagen ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk zum 100jährigen Jubiläum, das Oberbürgermeister Schwirzer denn auch persönlich überreichte.
Aber die FFW Kattenhochstatt lässt sich nicht nur beschenken, sie tut auch selbst etwas. So nahm sich Ende 1994 der Feuerwehrverein unter der Federführung Karl Maurers einen besonders „großen Brocken" vor. Das alte Spritzenhaus, das man in den letzten 100 Jahren mehrfach renoviert hatte, war in vielen Belangen zu eng geworden. Nun ging der Verein daran, mit Unterstützung der Stadt Weißenburg ein modernes Feuerwehrhaus zu bauen, das in jeder Hinsicht der neuen Zeit angemessen sein sollte. Ein Gebäude des Anwesens Meister wurde angekauft und in Eigeninitiative der Vereinsmitglieder mit einem Arbeitsaufwand von rund 2500 Stunden in ein modernes Feuerwehrhaus verwandelt. 1997 wird es anlässlich des 100jährigen Jubiläums der FFW Kattenhochstatt eingeweiht. Vom 20. bis zum 22. Juni fand dann in Kattenhochstatt das Feuerwehrfest statt, was ein großer Erfolg wurde.